Der heutige Friedhof der Kirchengemeinde St. Nicolai wurde 1862 angelegt. Zuvor lag der Friedhof rund um die St. Nicolai Kirche. Alte Grabsteine in der Kirche zeugen davon.
Auch an den alten Grabsteinen auf dem heutigen Friedhof kann man ganze Familiengeschichten nachvollziehen. Sie sind von daher historisch interessant. In besonderen Fällen lässt der Kirchenvorstand alte Grabsteine stehen, wenn ein Grab aufgegeben wird. So stehen hier Skulpturen, die einfach zu schön sind, um sie zu entfernen. Wir lassen sie am Platz stehen und binden sie in die Friedhofsgestaltung mit ein.
So finden sich hier Gräber von Pastoren, die in unserer Gemeinde Dienst getan haben. Ebenso findet man hier die Gräber von Zwangsarbeitern aus dem 2. Weltkrieg, die hier umgekommen sind, weil sie hart arbeiten mussten und Hunger litten. Man findet die Gräber von vier Arbeiterinnen, die bei einem Unglück im Minendepot in Groden umgekommen sind. Diese Gräber stehen unter Schutz. Sie werden von der Kirchengemeinde oder der Stadt Cuxhaven gepflegt, um einem öffentlichen Auftrag nachzukommen, nämlich des Gedenkens an Ereignisse in schlimmer Zeit – und eine Mahnung für den Frieden.
Dazu kann man auch das Treckkreuz zählen, das zur Erinnerung an die vielen Vertriebenen am Ende des Hauptweges steht und derer gedenkt, die ihre Heimat verlassen mussten und einen Neuanfang machen mussten und jene, die auf der Flucht umgekommen sind.
Friedhöfe sind auch Orte der Ruhe und der Besinnung. Der Friedhof kann immer betreten werden, auch am Abend oder in den frühen Morgenstunden. Er lädt die Besucher ein, eine Zeit zu verweilen und ihren Gedanken nachzuhängen. Denn der Besuch eines Grabes – vor allem in der Trauer um einen geliebten Menschen – konfrontiert uns mit den Kernfragen des Seins: Woher komme ich, wohin gehe ich, was ist der Sinn meines Lebens?
Durch die vielen Besucher ist der Friedhof auch eine Begegnungsstätte für die Lebenden. Daher haben wir viele Bänke aufgestellt - damit die Besucher sich ausruhen können und vielleicht mit anderen Menschen ins Gespräch kommen.
Bei einer Wanderung entlang des Hauptweges sieht man, dass die Gräber immer „jünger“ werden. Es gibt nicht mehr die alten Grabsteine aus Sandstein, sondern Grabanlagen mit Marmor- oder Granitsteinen, denn natürlich ist auch dieser Friedhof der Veränderung von Zeit und Geschmack unterworfen. Weil weniger Platz gebraucht wird, wandelt sich der Friedhof zu einer kleinen Parklandschaft.
Beate Hadler, Friedhofsausschuss