Es gibt viele gute Gründe, sich mit der St. Nicolai-Kirche zu beschäftigen,mit ihrer Geschichte, die bis ins frühe 13. Jahrhundert zurückgeht, mit ihrer Ausstattung, die überwiegend aus dem 17./18. Jahrhundert stammt, aber auch noch vorreformatorische Schätze umfasst. Und es gibt einen aktuellen Anlass: das nahende 500-jährige Reformationsjubiliäm der Kirchengemeinde, die im Juli 1526 protestantisch wurde.
Der spätgotische Flügelaltar
Höchst spannende Geschichten erzählt der spätgotische Flügelaltar mit seinen drei Darstellungsebenen:
- die Festtagsseite. Sie zeigt Szenen aus der Passionsgeschichte bis hin zu Auferstehung, Himmelfahrt und Jüngstem Gericht.
- die "evangelische Schauseite". Sie illustriert in acht Bildern das Glaubensbekenntnis.
- die "Beichtseite" mit hochformatigen Darstellungen des Moses (mit Gesetzestafel) und des Paulus (mit Schwert und aufgeschlagener Bibel).
Die nebenstehende Fotogravur aus dem Jahr 1867 zeigt die Festtagsseite des Altars, der damals noch auf der Predella (Unterbau des eigentlichen Altaraufsatzes in Form der Bundeslade - Zeichen des neuen Bundes) stand.
Die Predella
Die Altenbrucher Predella aus den Jahren 1610/20, die 1897 durch einen neugotischen Unterbau ersetzt wurde, ist glücklicherweise erhalten und findet sich heute an der Nordwand neben dem Altarraum. Sie wurde von dem Otterndorfer Bildhauer Michael Ringkmaker und zeigt in der Mitte Christus als Guten Hirten, flankiert von den Jüngern und Aposteln Petrus und Johannes.
Dr. Diederichs-Gottschalk regte in seinem Vortrag an, diese Predella zum Reformationsjubiläum der Kirche wieder an ihren ursprünglichen Platz zu stellen, nämlich unter den Altar.
Beschriftung und Bemalung der Kirchenbänke
Überraschend für viele Zuhörer waren die Erklärungen von Dr. Diederichs-Gottschalk zu den vielfältigen Beschriftungen und Bemalungen der Kirchenbänke im Schiff der Kirche. Geschaffen wurden die Bänke um das Jahr 1700. Die Plätze sind in großer Zahl mt Wappen, Blumen und Ornamenten bemalt sowie mit Namensinschriften und Bibelsprüchen versehen. Vermutlich sind diese kleinen Kunstwerke von den Frauen der Gemeinde selbst geschaffen worden - kunstfertig und phantasievoll, kalligraphisch präzise und von ganz offenbar von der Alltagskultur inspiriert.